Review der Runde 6


In der Runde 6 scheint sich das fortgeschrittene Alter von einigen der Teilnehmer bemerkbar zu machen, wie sonst lassen sich die vielen Kurzpartien nach krassen Fehlern erklären ?



Samuel Weber – Luis Kuhn 0 - 1

Swami’s fehlgeleitete Farbenlehre – nicht die Farbe gab den Ausschlag, sondern das taktische Auge! Luis, der listige Raunheimer, stellt Samuel recht früh eine kleine taktische Eröffnungsfalle, in die Samuel mit jugendlichem Leichtsinn breitbeinig reintappst.

Luis verwechselt dann zwar eine Zugfolge und gibt somit Samuel nochmal eine Chance auf klaren Eröffnungsvorteil. Dieser aber ist voll auf die Falle reingefallen und wittert einen einfachen Figurengewinn. Stattdessen muss er schockiert zusehen, wie er vom Luis geschickt ausgekontert wird und muss selbst Material spucken (Dame für 2 Figuren und Bauer). Die Partie ist quasi schon im 11. Zug zugunsten von Luis entschieden und trägt damit sozusagen einen Kurzpartie-Charakter. Samuel versucht zwar noch Gegenspiel zu organisieren, aber Luis ist hellwach und läßt nichts anbrennen. Großes Kino!

Damit ist Samuel definitiv raus und Luis hat einen riesen Schritt in Richtung Halbfinale gemacht.



Thomas Mussler - Bernd Kronenburg

Die Partie wurde kurz vorher vom Thomas aus privaten Gründen abgesagt und wird verschoben. Eingesprungen ist dafür Wolfgang, der seine Partie gegen Bernd an diesem Speilabend vorgezogen hat.



Edgar Winand - Kai Hübner 1 - 0

Eine Ultra-Kurzpartie. Eddy kann die Finger nicht von seinem G-Bauern lassen und Kai geht, wie so oft zuletzt geschehen, ein stolzer Springer durch. Nach 9 Zügen ist die Partie gelaufen. Kai spielt noch ein Weilchen, weil Freitag Abends nicht vernünftiges im Fernsehen kommt, und Eddy genießt das süße Desaster bis zum bitteren Ende.



Wahid Jamali – Markus Lahr ½ - ½

Als das Duell des Tages proklamiert – und die beiden blieben dem nichts Schuldig! Markus versucht in der Eröffnung den aalen Londoner in den versprengten holländischen Kanälen vom rechten Weg abzubringen. Aber Wahid ist zwischenzeitlich Binnenseetauglich und lässt sich nicht irritieren. Markus spürt, dass er was riskieren muss und entscheidet sich für einen sehr verpflichtenden Raumgewinn mittels „Eddy-Bauer“ (g7-g5) am Königsflügel um damit die Landratte Wahid in unsichere Gewässer zu lotsen. Aber das läßt die inzwischen seetaugliche afghanische Kampfbergziege ziemlich kalt – er kontert geschickt in der Brettmitte und hätte sogar klar in Vorteil kommen können. Untypisch für einen Afghanen läßt er sich dann aber gleich zweimal hintereinander vom Markus bei einem Tauschgeschäft übers Ohr hauen. Nach dem Tauschhandel steht Markus aufgrund seiner besseren Bauernstruktur und dem besseren Läufer leicht besser. Unser fliegender Holländer ist viel rumgekommen, aber von ägyptischen Pyramiden hat er wohl noch nichts gehört – mit f4-f3 hätte er den Weißen Läufer lebendig in der Bauernpyramide begraben:

Stattdessen spielt er Te8?...


und läuft stattdessen in eine fiese taktische Falle (Mattmotiv).


Das Blätt wendet sich – Wahid kann in der Bilanz zwei Bauern auf seiner Habenseite verbuchen. Der Rest sollte eine Sache der Technik sein.


Aber!!!


Wir haben ja noch den vom schlauen Swami vorausgesagten „Pussi-Faktor“! Dem Wahid schlottern plötzlich die Knie, er kriegt es mit der Angst zu tun und bietet dem überrascht dreinschauenden Markus ein Remis was dieser auch prompt akzeptiert…. Pussis-Chess!!!


Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - Weiß am Zug steht klar auf Gewinn:

Sehr unmännlich, Wahid !! ;o)


( z.B. Le5+ und Schwarz kann einpacken…..)



Thomas Seidel – Andy Weber 1 - 0

Swami schrieb: …der Berg von einem Mann tritt an den Tresen und bestellt lautstark „uan“ großen Krug Weizenbier – jawohl, schreit er in die Rund, er möchte aus einem Seidel* trinken!!

*Seidel: spezielle Form eines Trinkgefäßes: Bierglas oder Bierkrug in zylindrischer Form mit Henkel.


Jo…. Dabei hat unser Weber Bube wohl einen über den Durst getrunken.


Andy kommt zwar den passiv agierenden Thomas geschmeidig aus der Eröffnung, übersieht dann jedoch ein einfaches Abzugsmotiv und büßt einen Bauern ein. Bei richtigem Spiel, könnte Schwarz aber zumindest noch das Läuferpaar für sich beanspruchen und hätte somit genügend Kompensation für den geringen Materialnachteil.

Aber der mathematisch eigentlich gut ausgebildete Andy verrechnet sich brutal und muss sogar noch einen weiteren Bauern spenden – das Spiel ist damit nach 15 Zügen eigentlich gelaufen. Andy versucht zwar noch zu kämpfen, aber Thomas sieht alles und münzt den Materialvorteil ohne Probleme in einen vollen Punkt um.


Ein Riesenturnier bis dato für Thomas, der sogar noch die Chance besitzt sich ins Halbfinale zu spielen und damit zum Spitzenkandidat des „Spieler des Jahres“ avancieren würde.


Für den armen arg gebeutelten Andy sollten wir dieses Jahr die Auszeichnung „Zitrone des Jahres“ ins Leben rufen. Er wäre derzeit konkurrenzlos in dieser Rubrik!



Michael Budde – Thomas Schöneberger 0 – 1

Wie hat Swami in der Preview geschrieben? „…Also Buddi spielt den guten alten „Uff de Fratz“ – Style….“


Stimmt, aber uff die eigene Fratz!!


Die ganze Partie steht unter dem Motto: „Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen. Aber der Reihe nach: Buddi spielt seinen geliebten Pseudo-Trompowsky. Thomas wählt dagegen einen passiven aber sehr soliden Aufbau. Er spielt mit der Bauernkette a6-b7-c6-d5 (A) und hätte nach dem schablonenhaften Db3 von Buddi mit b7-b5 (B) in Vorteil kommen können (Buddi: danach sieht die weiße Dame auf b3 recht dumm aus). Stattdessen tauscht Thomas bar jeder Vernunft seine einzig entwickelte Figur gegen eine Unentwickelte von Buddi ab. Buddi hätte das sofort gewinnbringend mit dem Zwischenzug Dxb7 (B) nach Db3 (A) quittieren können (müssen). Macht dieser aber nicht!


Die ausgelassene Chance gibt Schwarz plötzlich unverdientes Gegenspiel durch das unangenehme Da5+.


Weiß hatte danach zwei Optionen:


Tempi mit der Jagd auf die selbige zu gewinnen (das Schlechteste)


Budde bleibt Linientreu und hat sich an diesem Tag für konsequentes „Schlechtspielen“ entschieden und wählt Option B.


In der Folge muss Thomas zwar die Dame für einen Turm geben, aber sein Freibauer auf a2 und sein Entwicklungsvorsprung halten die Stellung im Gleichgewicht. Buddi, gemäß 1900er Rating in der Tactictrainer-App bekanntlich kein ausgewiesenes Taktikgenie, hat an diesem Tag seine geistige Windstille durch operative Hektik ersetzt und sieht mal rein gar nichts. Tommy nutzt ein nicht wirklich schwer zu erahnendes Ablenkungsmotiv und Buddi steht im 20. Zug gegen den rund 500 DWZ Punkte weniger auf die Waage bringenden Tommy glatt auf Verlust.


Tommy spielt das Turnier seines Lebens und hat schon zwei renommierte Flörsheimer Landesligaspieler besiegt!


Das Buddi hingegen büßt mit dem Debakel bittere 31 DWZ Punkte und jede Hoffnung auf das Halbfinale ein.



Bernd Kronenburg – Wolfgang Ruppert 0 – 1

Aufgrund der kurzfristigen Absage von Thomas Mussler haben die beiden Ihre Begegnung der Runde 7 vorgezogen. Hut ab für diese Entscheidung vom Bernd! Sich unvorbereitet und todesmutig in den Kampf gegen unser Spitzenbrett zu stürzen verdient einen Applaus!


Bernd wählt das positionelle Englisch gegen Wolfgang, der aber die Bahnen geschickt in Holländische Verteidigung umzulenken weiß. Die Rollenverteilung ist klar. Schwarz greift am Königsflügel an, Weiß sollte sein Glück am Damenflügel suchen oder in der Brettmitte kontern.


Aber Bernd hat die Stellung nicht wirklich verstanden und begeht einen krassen positionellen Fehler wonach ihm jegliche Bauernhebel am Damenflügel abhandenkommen und sich somit um ein Gegenspiel bringt.


Der schlaue Wolfgang erkennt das sofort, gewinnt Raum und Felder in der Brettmitte, diktiert in der Folge das Geschehen und krönt die Vorstellung mit einem forcierten Figurengewinn.


Bernd versucht dann zwar noch ca. 12 Züge sowas wie Gegenwehr zu simulieren, muss sich dann aber irgendwann die Unsinnigkeit seines Unterfangens eingestehen und streicht die Segel.


Wolfgang sollte damit als erster Halbfinalteilnehmer in der Gruppe A1 feststehen.



Thomas Schöneberger – Jürgen Neurohr 0 – 1 (Vorgezogene Runde 8)

Thomas spielt Italienisch. Vergeigt, wie gewohnt, die Eröffnung total. Kommt aber wie so oft durch Zauberhand aus dem Gröbsten raus – nur um dann einzügig im 14. Zug eine Figur einzustellen (Fesselungsmotiv übersehen) – was die unmittelbare Kapitulation zur Folge hat.