Swami's Review Round 2



Luis – Becki   1 - 0

Zwei potentielle Halbfinalkandidaten der Gruppe A im direkten Duell versprach eine spannende Begegnung und die wurde es auch mit einem, ja - wie soll ich mich ausdrücken - außergewöhnlichen Ende.

Der Reihe nach. Zu Beckis Überraschung wählt Luis diesmal nicht 1.e4 sondern spielt eine etwas eigenwillige Form der Reti-Eröffnung mit einem Damenbauer auf d4 statt d3 und einem Springer auf c3 statt d2, was sich auch prompt als nachteilig erweisen sollte.

Becki spielt aber in der Eröffnungsphase in einer Stellung zu schablonenhaft und vergibt eine gute Gelegenheit die o.a. „Fehler“ positionell zu bestrafen und mit einer klar besseren Stellung aus der Eröffnung zu kommen. Aber er schafft es gegen den mittlerweile stark ins Grübeln gekommenen Raunheimer voll auszugleichen, was man durchaus als Punktsieg für Schwarz werten darf.

Luis entscheidet sich für den Bauernhebel e4 und bereitet diesen durch f3 vor, was erstens Zeit kostet, zweitens den Bauern d4 schwächt und drittens die Königsstellung verschlechtert und taktische Motive für Schwarz schafft. Da läßt sich klein Beck nicht zweimal bitten, verkompliziert die Stellung und haut mit c5 gleich auf den Wunden Punkt (d4). Jetzt Ist Luis erst mal perplex und muss die ganzen Schlagoptionen samt Nebenvarianten durchkauen, das dauert.

Im 16. Zug bewertet die Engine die Stellung als vollkommen ausgeglichen (0.00), aber Luis hat weniger als 20 Minuten übrig und Becki mehr als 60 Minuten.

Beide Seiten finden in der Folge zwar jeweils die besten Züge, dann fordert die extrem komplizierte Stellung jedoch seinen Tribut. Becki rechnet tief und vertut sich im 7 oder 8 Zug. Er opfert einen Bauern für die Initiative und glaubt genügend Kompensation zu haben übersieht aber einen Zwischenzug der Material kostet. Am Ende steht er mit Turm und Springer gegen Dame und somit klar auf Verlust.

23...Sd7?? (statt Dxa2 mit gleichen Chancen)

Becki ist extrem frustriert und spielt nur noch deshalb weiter weil Luis zwischenzeitlich seine Zeit komplett aufgebraucht hat und nur noch auch Inkrement spielt. Er stellt hier und da Fallen, aber Luis sieht sie alle und gewinnt noch zwei weitere Bauern. Also selbst keine Festung mehr möglich. Eigentlich hätte Becki hier aufgeben sollen, aber er spielt wie in Trance weiter und stellt eine letzte und ziemlich primitive und fast schon provokative Falle… aber eigentlich sagt sein Großhirn „Gib auf, du Depp, du hast es vermasselt!“….

Dann geschieht das Unfassbare!

Luis tappt breitbeinig und breit grinsend in die Falle und steht mit einem mal mit einem Turm weniger auf Verlust. Und Becki - zuvor noch die Falle bewußt gestellt – gibt auf !!!

Nach 43…. Sc5-e6 spielt Luis 42.Dxe6?? statt einfach Kg4… und Becki, völlig verstrahlt, gibt auf !!!



Beide schnallen es am Brett nicht und werden erst von Wahid am Analysebrett darauf Aufmerksam gemacht.

Surreal!!!

Was lernen wir daraus. Psychologie ist im Schach nicht zu unterschätzen UND…. gebe nie eine Partie auf – bzw. zumindest keine gewonnen…!!

Becki kann das Halbfinale damit getrost abharken.

Wahid – Thomas Schöneberger   1 - 0

Swami wäre nicht Swami, wenn er nicht die hellseherischen Fähigkeiten hätte. Ich erinnere an das Preview: „..die Partien der beiden gipfeln in der Regel mit einem erstaunten Thomas, der sich mit tellergroßen Augen den neuesten afghanischen Rösseltrick vom breit grinsenden Wahid erklären läßt - Prognose: Spiel auf ein Tor..“


Eigentlich kann diese Preview auch gleich als Review dienen weil es genau so kam, und es bei den beiden vermutlich auch immer kommen muss, weil Thomas die genialen Springerzüge vom Wahid gar abgöttisch verehrt.


Trotzdem der Vollständigkeit halber in Kurzform. London System. Schwarz misshandelt es und Wahid ist die ganze Partie „am Drücker“. Thomas schafft es sogar noch seinen schlechten Läufer abzutauschen (Rüffel an Wahid!) aber schon setzt der afghanischer Hengst zum Sprung nach d6 an und in der Folge bricht die Schwarze Stellung im Turmendspiel auseinander. Wie prognostiziert: Spiel auf ein Tor!





Carsten Michel – Rainer Mosig 0 - 1

Auch hier lag Swami’s Crystal Ball wieder goldrichtig ! Ich rufe in Erinnerung: „..aber es wird schwerer als Rainer vermutlich glaubt…“.

Na ja, es dauerte zumindest länger als gedacht.

Carsten ist fleißig und hat meines Erachten mit der Carlsbader Variante des abgelehnten Damengambits eine ziemlich gute Wahl gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner getroffen. In dieser Bauernstruktur ist nämlich kein Variantenwissen ausschlaggebend, sondern ein Verständnis der Stellung.

Aber Carsten hat offensichtlich keine Ahnung wie das zu spielen ist und wählt einen völlig unangebrachten Plan. Rainer, nicht minder planlos, versäumt es den falschen Plan konkret zu bestrafen. Das Zentrum wird in der Folge zu Gunsten Weiß transformiert die Bauernstruktur in Zentrum zu seinen Gunsten und steht mit der mathematischen Logik „minus mal minus ist plus“ plötzlich auf Gewinn.

Dummerweise erfordert aber auch die erfolgreiche Umsetzung einer Gewinnstellung einen sinnigen Plan und das richtige Timing (in dieser Partie konkret ein konsequenter Angriff am Königsflügel).

Aber Carsten ist nicht der Typ Killer. Er will erst mal alles absichern, sauber und übersichtlich machen. Aus diesem Grund werden unsinnige Manöver am Damenflügel und ein unvorteilhafter Figurentausch getätigt. In der Tat ist der Übersichtlichkeit damit zwar Genüge getan, aber die Gewinnstellung ist damit erst mal weg.

Und dann kommt meist die Stunde der stärkeren Spieler, die zuerst die Initiative übernehmen (Tja, wenn du sie nicht haben willst…) und dann meist taktisch in Materialvorteil verwandeln. Genau so Rainer, der sich zuerst einen Bauern über eine hübsche Damentauschkombi einverleibt und später noch einen weiteren schnappt.

Carsten steht zu dem Zeitpunkt schon auf Verlust, aber die Zeit gibt ihm dann den Rest.

Blättchen fiel.



Wolfgang – Konrad 1 - 0

Das Problem für die Hellseher mit den Vorhersagen für die Partien vom Wolfgang ist folgendes: Jeder, ich meine Jeder, kennt den Ausgang im Voraus! Wikipedia definiert die Flörsheimer Vereinsmeisterschaft wie folgt: Eine Meisterschaft des Flörsheimer Schachvereins, im Round Robin Modus ausgetragen, mit unterschiedlicher Anzahl von Spielern die am Ende immer von Wolfgang Ruppert gewonnen wird!

Also, mach ich es auch hier kurz und Schmerzlos. Russische Eröffnung. Rotkäppchen Konrad ab Zug 6 von den Wegen der Theorie abgekommen und planlos im Walde herumirrend (immer ein schlechtes Zeichen wenn er böser Wolf am anderen Brettende sitzt).

Durch ungenaues Spiel von Konrad kommt Wolfgang zu massiven Raumgewinn am Königsflügel, kann in der Folge Druck gegen einen gefesselten (Anmerkung der Redaktion: der böse Wolf liebt Fesselspielchen!) Zentrumsbauern aufbauen und diesen dann durch ein nettes taktisches Motiv (Anmerkung der Redaktion: der böse Wolf hat ein Taktikrating von 2250!) den Bauern schnappen. Wenige Züge landet ein weiteres Bäuerlein im gierigen Wolfsschlund und Konrad gibt nach wenigen Zügen resigniert auf.

Buddi – Markus 0 - 1

Ja, der Buddi. Ein Greul für jeden Hellseher der was auf sich hält. Ich zitiere den göttlichen Swami: „…mit diesem Fakt im Hinterkopf gehe ich dieses mal von einem friedfertigen Ende aus.“


Mit was der Swami natürlich nicht rechnen kann ist, dass Buddi nicht weiß, dass er nicht automatisch London System aufs Brett kommt, wenn er 1.d4 spielt. Markus, der listige Fuchs und damit in der Flörsheimer Nahrungskette direkt hinter dem Wolf stehend, spielt zur totalen Überraschung vom Buddi 1… c5! (also Benoni).


Benoni hält Buddi für einen italienischen Opernsänger, bzw. bestenfalls für eine Pizzasorte. Ergo, er war damit im ersten Zug aus seinem so wie so schon kläglichen Eröffnungsrepertoire und hätte auch gleich aufgeben können (sollen). Die Eröffnung hat er dann auch konsequent so fürchterlich behandelt, dass zweimal mein Virenschutzprogramm Alarm schlug als ich seine Züge in die Chessbase Datenbank eingab.


Ich meine, lange Rochade im Benoni ? Hallo ??


Welchen Teil von „DerGegnerHat SeinenLäuferNachG7Fianchettiert“ hat er nicht verstanden ??


Markus hat die Aufgabe bis auf einen ziemlich überflüssigen und sinnbefreiten Springerausflug ins Zentrum gut gelöst, nun wie hätte er auch schlecht spielen können. Das Rezept zum Gewinn hat Buddi ja schon geliefert: 0-0-0 !!


Und am Ende kam es auch genau so. Dosenöffnerzug b7-b5 nebst Kavallerieunterstützung und Turm-Artillerie und schon hörte man Buddis „uiuiui“.


Wenige Züge später saßen die beiden im Analyseraum (ich frage mich was man da analysieren muss… Buddi…. Benoni kurze Rochade!!... Ende der Analyse)

Für Buddi sind die Halbfinalträume zunächst mal in weite Ferne gerückt.



Bernd – Kai 0 - 1

Bernd machte gleich da weiter wo er in der ersten Runde angefangen hatte. Er verteilt Geschenke. Diesmal aber nicht einen läppischen Bauern, nein, diesmal gleich die ganze Dame.

Nach fragwürdiger Eröffnungsbehandlung von Schwarz provoziert will Weiß dies sofort bestrafen, bricht dabei aber eherne Grundregeln der Eröffnungsbehandlung und findet sich nach der Eröffnung zwar mit einem Mehrbauer, aber dafür mit einer Minusstellung wieder.

Der König in der Mitte steckengeblieben, die Figurenentwicklung und das Zentrum vernachlässigt.

Alles Insignien einer herannahenden Katastrophe.

Stellung nach 13… Sc6-b4 14. Ld5-f3??

14...Sxd3+ und die weiße Dame ist Geschichte