Swami wird mit den
Vorhersagen immer besser, vielleicht sollte man mal nach den Lottozahlen
fragen ;-)
Andy -
Wolfgang
0 - 1
Der Vorhang öffnet sich für den ersten Vorkampf des Abends, die Athleten
betreten federnden Schrittes die heiligen Hallen des Flörsheimer
Schachclubs. Der drahtige Rekordvereinsmeister und ehemaliger
Hessenjugendkaderspieler Wolfgang tänzelt leichtfüßig (Ali Shuffle) ans
Brett. Noch ein kurzer Gruß ans raunende Publikum, dann okkupiert er mit
einer raubkatzenartigen Bewegung seinen Stuhl in der schwarzen Ringecke. Es
folgt ihm wenige Augenblicke später der Herausforderer Andreas Weber alias
„Initiativen-Andy“, der ultimative GM Bezwinger. Finsteren
Blickes wuchtet er seinen massigen Alabasterkörper in die Weiße
Ecke. Die Zuschauer rasen.
Dann herrscht plötzlich Totenstille. Man könnte eine Nadel fallen hören
(tatsächlich vernimmt man nur das nervöse Zähneklappern eines gewissen Herr
Lahr, aber dazu kommen wir später…)
Der Gong ertönt und Andy eröffnet den Kampf mit e4 und deutet damit an, dass
er es heute wissen will und den offenen Schlagabtausch. Wolfgang antwortet,
wie es sich für einen modernen Tiger gehört, standesgemäß mit g6. Jetzt
nimmt der Kampf schnell Fahrt auf. Andy immer auf der Suche nach einem
Knock Out wählt den Vierbauernangriff, welcher gegen den modern Tiger Aufbau
zumindest mal fragwürdig ist. Denn solange kein Springer dem fianchettierten
Läufer auf g7 im Wege steht, hat Schwarz kein Problem die Bauernwalze schon
im Ansatz zu stoppen. Ergo, unser Champion, schlau wie ein Affe,
attackiert sofort das optisch imposante aber fundamental labile
Bauernzentrum mit seinen Leichtfiguren.
Dank Andy’s Interpretation eines Vierbauernangriffes ist die Partie
bereits im 4. Zug jenseits jeder zivilisierten Eröffnungstheorie – und damit
jeder auf sich selbst gestellt – was in Anbetracht der ELO Differenz einer
Führung für Wolfgang nach Punkten gleichkommt.
Den ersten Gong bekommt Andy daher schon im neunten Zug: 9… Sd4!
Autsch !! – auf hochhessisch: „Midde uff de Fratz !!“
9… Sd4!
Danach kann Schwarz die Weißen Zentrumsbauern blockieren und belagern
(Nimzowitsch wäre begeistert) und folglich fliegt 14 Züge später nach einem
zweiten Gong von Wolfgang der erste Bauer aus Andy’s Gebiss.
23...Dxe5
Andy liegt wie ein Maikäfer auf dem Boden und wird angezählt. Bei 8 Steht er
wieder – sieht aber vermutlich nur Sternchen und stellt nach dem schwachen
Folgezug 24.Sf3 ( Sb5!) prompt einen weiteren Bauern ein. Da läßt sich der
Flörsheimer Henry Maske des Schachs natürlich nicht zweimal Bitten. Wumm !!
Noch ein Gong und der nächste Bauer aus Andy’s Gebiss fliegt im hohen Bogen
von den Brettern die (für uns) die Welt bedeuten.
Es folgen noch weitere bedeutungslose Züge bis Andy die Hoffnungslosigkeit
seines Unterfangens erkennt und das Handtuch wirft. Ein weiteres
Beispiel dafür, dass man gegen Wolfgang besser keinen positionellen Fehler
macht. Er hat somit 4,5 aus 5, muss aber noch gegen die hungrigen aber
zuletzt eher zahnlos agierenden Buddi & Lahr in den Ring. Das
Verfolgerduo - Jürgen und Becki – trägt die leise Hoffnung, dass zumindest
einer von den beiden Kampfzwergen Wolfgang auf die Bretter schickt…. Die
Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt….
Wahid – Samuel ½ – ½
Wahid bedeutet auf hocharabisch „Erster“. Dem bisherigen
Turnierverlauf im Auge hätten ihn aber seine Eltern ihn jedoch besser
Ehid (Letzter) genannt (Swami grins ). Samuel ist hebräisch und
bedeutet „Prophet“. Auch eine krasse Fehlinterpretation der
zukünftigen Leistungsfähigkeit des Sprößlings. Mit prophetischen Fähigkeiten
ausgestattet, hätte er sicherlich nach der Einladung zum A Turnier Reißaus
genommen. Abgesehen davon ist der einzig amtlich zugelassene Prophet in
Flörsheim ja wohl der Swami!
Genug gefaselt, kommen wir zur Begegnung. Wahid hat Weiß und das bedeutet,
dass er in der Regel die ersten 15 Züge herunterrasselt, ungeachtet davon,
was der Gegner so macht. Mit Papa’s Hilfe hat man sich sicherlich was
einfallen lassen. Geht ja wohl gar nicht, dass der vermeintlich jüdische
„Prophet“ vom vermeintlich arabischstämmigen „Ersten“ geschlagen wird, oder
?
Und Samuel läßt sich was einfallen, er wählt so eine Art Igelstellung und
schafft es eigentlich die ganze Partie über die Stellung in einem
dynamischen Gleichgewicht zu halten. Zwar steht Wahid zumindest die ersten
25 Züge leicht besser und diktiert das Geschehen, aber richtig Fortschritte
kann er nicht gegen das Flörsheimer Ausnahmetalent machen.
Dann aber passiert es doch. Samuel übersieht einen taktischen Einschlag und
stellt einen Bauern ein. Verflixt und zugenäht! Das hatte Swami’s Glaskugel
doch genau andersherum gesehen. Sollte Swami eventuell den Glasreiniger
wechseln ? Aber was macht der eigentlich doch taktisch gut aufgelegte Wahid
? Er übersieht den Bauerngewinn !!
Hier die Stellung nach 24…Sfd7?? Weiß am Zug schnappt sich einen Bauern. Wie
?
Wahid zieht den Läufer nach h2 zurück
und wenige Züge später einigen sich beide Parteien in halbwegs
ausgeglichener Stellung (Samuel steht sogar leicht besser laut Engine) auf
Remis.
Die ersten Punkte für Samuel, der in der Partie eindeutig gezeigt hat, dass
er bei den „Großen“ durchaus mitspielen kann. Swami denkt, der Knoten ist
geplatzt und er kann die restlichen Partien locker vom Hocker spielen.
Markus –
Becki 0 - 1 (böse Zungen würden Lahrzenegger gegen De
Vito schreiben...)
Das Verfolgerduell. Beide sind dem Duo Wolfgang/Jürgen dicht auf den Fersen.
Ein Remis nützt beiden nichts. Ein handfester Sieg muss her denkt sich groß
Markus und spielt - die Slav Exchange Variation - mit Weiß ??
Okay, welchen Teil von dem Wort SIEG hat unser Held nicht verstanden denkt
sich klein Beck und ärgert sich, dass er keine andere Eröffnung auf c4/d4
spielt.
Becki sagt sich: „Ruhig Blut, Brauner!“. Der Markus hat schon mal so eine
langweilige Stellung gegen ihn versemmelt. Was einmal geht, geht auch
zweimal. Erst mal die Puppen entwickeln und dann schau m’ma (Spruch von
Beck(en)derbauer). Aber es kommt, wie es kommt, und es ist, wie es ist (aus
„Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“). Markus
möchte doch noch gewinnen und manifestiert diesen absurden Gedanken durch
einen durchaus spielbaren, wenn auch sehr verpflichtenden Bauernsturm am
Königsflügel.
Becki denkt sich erneut: „Ruhig, Michi, immer locker durch den Slip atmen“.
Der macht doch nur Fratzen, der Wurm ! Also wird zunächst mal der
Bauernsturm blockiert. Ausgestürmt !
Aber die Sache ist (leider) nicht so trivial. Kurz rochieren sieht
gefährlich aus (der dem den Hufen scharrende Markus wartet doch nur darauf
zu opfern und den kleinen dicken Beck anzuspringen). Ne, Markus, ne… ich
sehe zwar blöd aus, bin es aber nicht!
Lang rochieren. Das Gleiche in grün (Markus – Hufe – Opfer..). Ne, auch
doof. Mhhhh…bleibt nur die Mitte, aber auch hier hat Markus diverse Hebel.
Also Augen zu und durch, das kleinste Übel
Scheint die Mitte zu sein:
17...Ke7
!?
Manche Engine vermutet hier ein absolutes Gleichgewicht, Shredder sieht aber
+0,85 für Weiss. Die größten Bedenken hatte ich wegen dem vermaledeiten Gaul
auf f4. Das Mistvieh ist echt die Pest. Aber Markus, nett wie er nun mal
ist, zieht den fiesen Wiederkäuer zurück. Sehr zur Freude des kleinen Becki,
der nun die erste Morgenluft wittert. Keine 5 Züge später hat sich die
Stellung zu seinen Gunsten verändert:
Stellung
nach 22... b7-b5
Da kann man doch schon die ersten Locken sehen und quarken hören, oder
?
Zu dieser Zeit begeben sich Wolfgang und Andy in den Ring (…nervöse
Zähneklappern eines gewissen Herr Lahr). Markus macht das einzig richtige
und öffnet das Zentrum. Mit der Gemütsruhe vom Becki ist es zunächst mal
dahin, er verflucht Coach Ruppert für dessen „Zieh durch“ und
„Grenzbereichgeschwaffel“. Verdammt, Markus hat eine ELO von knapp 2100, war
Taunusmeister und futtert zum Frühstück 3 Taktik DVDs. Verdammt !!!
Aber Becki beruhigt sich wieder und sagt sich „Augen zu und durch“. Spiel
normale Züge und lass Markus den ersten Fehler machen. Gesagt, getan. Im 29.
Zug der Aussetzer.
29.Dd1?
In dieser Stellung hatte ich nur mit De3 gerechnet und kam zum Schluß, dass
es unklar ist, aber beide Seiten ihre Chancen haben. Aber jetzt geb ich den
Ton an:
29.. Dc4!!
Uff de Fratz!!
Bei Markus setzt die Schnappatmung ein. Was zur Hölle ?? Er ist seelisch
auch dem Gleichgewicht und haut gleich noch einen ungenauen Zug hinterher.
Becki De Vito schnappt sich Shorty, äh , ich meine den Bauern auf h4 und
schaltet dann auf den Tauschi-Tauschi Modus. Dank seines aktiveren Königs
leibt er sich im Turmendspiel dann noch einen Bauern ein. Markus beweist
großes Kämpferherz und vertritt offenbar die Meinung, dass man Pakete
aufgibt, aber keine Schachpartien.
Im 64. Zug überdenkt er diese Lebensphilosophie und gibt auf.
Becki jetzt mit 3,5 aus 5 dem Führungsduo dicht auf den Fersen. Das wird
spannend. Wolfgang muss noch gegen Buddi und Markus ran. Jeder von denen hat
das Potential unserm Henry Maske des Schachs eine auf die Nuss zu hauen..
Und Jürgen kann ich selbst Volley nehmen mit Weiß, zudem ist auch hier
Schützenhilfe vom Markus denkbar.
Also, noch alles drin für Michi De Vito!!
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